Ich suchte, aber ich fand ihn nicht ...

Essay on the history of musical interpretations of the Song of Solomon

Mehr Essay als eine historische Darstellung des Hoheliedes Salomos von ca. 500 vor Christus bis heute.

Es streiten sich die Gelehrten, wann das Hohelied Salomos, hebräisch shir hashirim (ich werde korrigiert), in der lateinischen vulgata Übersetzung canticum canticorum (ich werde abermals koorigiert) .. verfaβt worden ist. Die einen sagen, noch zu Salomos Zeiten, also um 1000 vor Christus, auch wenn sie den sagenhafte König als Verfasser meist ausschlieβen, obwohl die Hypothese, König Salomo habe diese Lieder gedichtet als Rechtfertigung dafür, daβ er eine ägyptische Prinzessin in seinen Harem aufnahm, einen pittoresken Charme für sich verbuchen kann.
Andere nennen das persische Exil des israelischen Volkes, um 500 vor Christus, wegen einiger persischer Lehnworte, pardes zum Beispiel, für Paradies.
Die nächsten halten das dritte vorchristliche Jahrhundert aufgrund nachweisbarer hellenischer Einflüsse für am wahrscheinlichsten. Unbestreitbar sind manche Szenen wie geschaffen für das Theater, das es in Palestina zu dieser Zeit nicht gab, aber in Griechenland.
Manche Forscher machen jedoch gleichlautende Parallelstellen summerischer und ägyptischer Liebes- und Sakrallyrik geltend - wenn man das in jener Zeit überhaupt trennen kann - deren Belege bis in das 15. vorchristliche Jahrhundert zurückreichen.

Im Vergleich allerdings zu den vielfältigsten Auslegungen, die das Hohelied, das Lied der Lieder, über sich ergehen hat lassen müssen, ist die Uneinigkeit über dessen Autorenschaft ein geradezu mattes Vorspiel.

Wie jedes Stück hochrangiger Weltliteratur erschöpft sich das Hohelied nicht in einer Bedeutungsebene. Wie ein Opal glänzt es in verschiedenen Farben, je nachdem, von welcher Seite man es anschaut, mit welchem Licht man es bestrahlt. Es also nur, das nur mit dicken Gänsefüβchen, als eine Sammlung porfaner Liebeslyrik lesen und verstehen zu wollen, als die es auf den ersten Blick erscheint, verramscht es weit unter Wert.

Daβ hier zwei Liebende agieren, Salomo und Sulamith genannt, die sich in einer orientalischen Landschaft mit palestinischen Ortsnamen begegnen, im knospenden, aufblühenden Frühling vor Sehnsucht nacheinander zerspringen, sich finden, verstecken, verschwinden, einander suchen, überall, im Nirgendwo des realen Orts der Liebe sich entblättern, verbrennen, schwelgen von Sinnen ...

...das wäre andernorts ausreichend für einen Literaturnobelpreis, zumindest für ein Stipendium. Von einem Bibeltext kann man mehr erwarten, als einfach nur gute Literatur. Aber hier offenbart sich ken Gott, denkt man, auf den ersten Blick, hier wird nichts gepredigt, verheiβen, versprochen, bestraft - und es wird nicht moralisiert, nicht einen Hauch.

Das Hohelied der Liebe ist ein Kapitel des Alten Testaments, nach den Psalmen, den Sprüchen und dem Prediger Salomos und vor den Prophetenbüchern, und ist somit Kulturgut zugleich der jüdischen und der christlichen Glaubensrichtung.



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Theaterfassung

Cast & Crew

Regie
Uli Aumüller
Redakteur/in
Dorothea Diekmann