Dulab Altaj

Improvisation in Form eines musikalischen Reigens mit 12 Musiker*innen an 12 Orten in Berlin

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Wie in allen Metropolen dieser Welt leben auch in Berlin zahlreiche Musiker mit verschiedensten migrantischen Hintergründen und musikalischen Traditionen, die sie in den jeweiligen Gemeinden ihrer Heimatländer weiter pflegen. D.h. syrische Musiker spielen syrische Musik für ein Berliner Publikum mit syrischen Wurzeln, Iraner für die Iraner, Türken für die Türken, Chinesen für die Chinesen. Gelegentlich kommt es zu Überschneidungen, das Publikum mischt sich – oder auch die Musiker auf der Bühne. Dann aber ist der Syrer, der Perser, der Chinese nur zu Gast beim Idiom des anderen – gespielt wird zum Beispiel Jazz, in die der Syrer eine syrische Klangfarbe beimischt – seine eigene musikalische Tradition, die Sprache seiner musikalischen Formen bleiben unberücksichtigt.
Seit 2013 versuchen der Komponist Sandeep Bhagwati und die Konzertmanagerin Elke Moltrecht daran etwas zu ändern. Ihre Überzeugung ist, dass eine neue Musik in der sozialen Realität unserer Städte nicht unbedingt aus eurozentristischen Vorstellungen entstehen wird. Im Zusammenspiel mit den anderen soll kein Musiker sein eigenes Woher verleugnen oder verbiegen, aber auch dem anderen nichts überstülpen. Die Frage lautet: Wie kann man bei allen Unterschieden der Idiome eine Musik erfinden, die vor allem auf zuhörender Zugewandtheit dem anderen Gegenüber beruht, auf Offenheit und gleichzeitiger Erdung in der eigenen Sprache? Sie versammelten eine Schar in Berlin lebender (jeweils in ihrem Genre) prominenter Musiker*innen, die aus China, Europa, Indien, Korea, Bulgarien, Syrien, Australien, den USA eingewandert waren und so unterschiedlichen Szenen wie Jazz, Folk, Techno, Blues aber auch eurologischen Konzertformen wie Barock bis Neue Musik angehören.
In unterschiedlichen Formationen gab es Konzerte im Berliner Radialsystem, im Haus der Kulturen der Welt, im Martin Gropius Bau – in denen über geographische, historische, ethnische und soziale Strukturen hinweg gemeinsam nach einer neuen Musik in unserer neuen globalen Realität geforscht wurde.
Ende 2019 wurde aus diesem Kontext und dieser Kontinuität heraus ein Konzept für einen Film und eine Video-Konzertinstallation entwickelt mit dem Arbeitstitel: Dulab-al-Taj. Neben Elke Moltrecht und Sandeep Bhatwati haben daran die australische Komponistin Cathy Milliken, die bulgarische Musikethnologin Deniza Popova, der syrische Oud-Spieler Farhan Sabbagh und der Dokumentarfilmer Uli Aumüller mitgewirkt.
(Erst einmal) zwölf Musiker, die „aus aller Herren Länder“ stammen, aber sich in Berlin niedergelassen haben, sollen den Ort benennen, der für sie „Heimat“ bedeutet. „Heimat“ entweder als neue Heimat, in der sie sich in Berlin wohl und zu Hause fühlen, oder „Heimat“, weil dieser Ort sie an die Heimat erinnert, die sie verlassen haben.

Statements der Musiker*innen zur Wahl ihrer Orte: Sören Birke Klaus Janek Cathy Milliken Deniza Popova Farhan Sabagh Gregor Schulenburg Ravi Srinivasan Andi Teichmann Hannes Teichmann Wu Wei Yoo Hong Lucy Zhao

Dulab Melodie

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[Audio-File Live-Installation]

An diesen Orten spielt jeder Musiker einzeln Improvisationen über ein vorgegebenes musikalisches Thema, das Farhan Sabbagh auf seiner Oud komponiert hatte. Diese Improvisationen werden in verschiedenen Varianten aufgenommen – als Begleitung zu den Improvisationen des Vorgängers, als Gegenstimme, als Echo – und als eigenständige freie solistische Improvisation. Diese freie Improvisation wandert (wie beim „Stille-Post-Spiel“) von Musikerin zu Musiker, und wird jeweils neu interpretiert und weitergegeben. Im Schnittstudio werden diese Soli mit den Aufnahmen der Nebenstimmen gemischt und ergänzt durch „Kopien“ der originalen Ursprungsmelodie, so dass auch musikalischen Laien die kompositorische Struktur des Dulabs nachvollziehbar ist.
Was ist ein Dulab?
Der Dulab (das Rad, die Runde – oder auch: das Lied) ist eine klassische arabische Variante der europäischen Rondoform. Eine relativ kurze Melodie, die als Refrain fungiert, wird gemeinsam gespielt, um dann einem längeren Solo zu weichen. Im Unterschied zum Rondo wird der Refrain nicht einfach wiederholt und dabei nur ausgeziert, sondern jedes Mal phantasievoll variiert. Das Solo wandert im Ensemble reihum, jede Solist*in kommentiert den Vorherigen. Der Reiz des Dulab in dieser Konstellation besteht also darin, dass Melodik und Rhythmik des Refrains durch die verschiedenen Sprachen der Musiker*innen reflektiert und gefiltert werden. Resultat ist ein weiträumiges Atmen zwischen dem gemeinsamen musikalischen Ausgangspunkt, der Dulab-Melodie und den aufeinander bezogenen Solokommentaren: Diese ursprünglich arabische Musikhaltung wird nun in ein Gemisch aus analoger Live-Musik und digitaler Postproduktion projiziert, der Zuschauer erlebt und hört eine Fülle verschiedenster akustischer und visueller Heimaten, die aber über das Zuhören für jeden nachvollziehbar aufeinander bezogen sind. Es ist keine arabische Musik entstanden, auch keine europäische, keine indische oder chinesische, auch keine „Weltmusik“, aber eine, die von all diesen Vorlagen inspiriert ist.
Außerdem wurde jeder Musiker aufgefordert, in einem kurzen Interview zu beschreiben, warum er oder sie jeweils diesen Ort in Berlin ausgewählt hat: Das kann der eigene Proberaum oder ein Konzertsaal sein, in dem sie gerne auftreten, ein Park, ein Café, ein Buchladen, oder im Mercedes auf der Autobahn.

Künstlerbiographien

Uli Aumüller
führte eine Ausbildung als Tontechniker (für die Psychologische Verteidigung der Alten Bundesländer) und das Studium der Biologie und Neuen Deutschen Literatur (Magisterarbeit über den Dichter des schlesischen Hochbarock D.v.Lohenstein) zuerst an das Theater (München, Landshut, Mühlheim an der Ruhr, Bruchsal) und dann zum Hörspiel. Seit dem Umzug nach Berlin Anfang der 90er Jahre lebt er als Freier Autor und Regisseur von Hörfunkfeatures über zeitgenössische Musik (seitdem über 250 Produktionen von Sendungen in einer Länge über 30 Minuten für DS-Kultur, Deutschlandfunk Deutschlandradio Berlin, BR, HR, MDR, WDR, SDR, SFB, SR), seit 1993 auch für das Fernsehen.

Sandeep Bhagwati (Musikalischer Leiter, Komprovisationen, Ensembleleiter Bordune, Kompositions-Compiler, Dirigent)
Sandeep Bhagwati ist Komponist, Künstler, Kurator und Autor. In Mumbai als Sohn einer deutschen Mutter und eines indischen Vaters geboren, wuchs Bhagwati ab seinem 5. Lebensjahr in Deutschland auf. Er studierte am Mozarteum Salzburg, an der Musikhochschule München und am IRCAM/Centre Georges Pompidou, Paris. Er ist Komponist für zeitgenössische Musik, entwickelt trans-traditionelle musikalische Erarbeitungswege, erforscht neue performative Formen unter Verwendung elektronischer Medien arbeitet im multimedialen Performance- und Installationsbereich. Er veröffentlicht Texte zur aktuellen Situation der Künste und verfasst Rundfunkbeiträge. Die theoretische wie künstlerische Auseinandersetzung mit den Musikkulturen Asiens ist ein Schwerpunkt seines Arbeitens. Er war Professor für Komposition an der Musikhochschule Karlsruhe und hat seit 2006 den Canada Research Chair in Inter-X Art Practice and Theory an der Faculty of Fine Arts der Concordia University, Montreal, Québec, Kanada inne.
Sören Birke (Mundharmonikas)

Sören Birke ist Kultur- und Theaterwissenschaftler, Kulturmanager, Geschäftsführender Gesellschafter der Consense Gesellschaft zur Förderung von Kultur mbH in der Kulturbrauerei Berlin und Musiker. 1982 begann er autodidaktisch als Bluesmundharmonikaspieler, erlernte Violoncello, Maultrommel und Duduk. Seit 1983 tourt er in Deutschland, USA, Australien, Polen und Armenien als Livemusiker auf maßgeblichen Festivals und mit namhaften Musikern. Es arbeitete und konzertierte mit Gerd Conradt, Spiridon Schischigin, Dirk Michaelis, den 17 Hippies , Magda Piskorczy, Hu-Lu-Si, Lutz Glandien oder Robin Hemingway. Er veröffentlichte Bücher und CDs und ist Mit-Initiator der Kampagne Musik 2020 Berlin und des Music Board Berlin.
Klaus Janek (Bass, Elektronik)

Klaus Janek studierte klassischen Kontrabass bei Maurizio Muraro und besuchte Workshops u.a. bei Dave Holland, Peter Kowald, Jaribu Shahid. Er arbeitet im Bereich der experimentellen Musik und Klangrecherche am akustischen und prozessierten Kontrabass. Klaus Janek erweitert das musikalische Vokabulars des Instruments in Kreation und Wahrnehmung. Er komponiert Musik für Tanztheater, Fernsehen, eine House-Oper und Sounddesign für die Meta Design AG in Berlin. Konzert und Festivaleinladungen führten ihn in europäische Länder, die USA, nach Russland, Israel, Kanada, China, Malysia und Japan.

Die Haegeumspielerin Kang Ji-eun macht Musik, die Tradition und Moderne verbindet. Sie ist eine traditionelle koreanische Musikerin von großer Tiefe, die eine Ausbildung für Nationales Immaterielles Kulturgut Nr. 1, die königliche Ritualmusik Jongmyo Jeryeak, absolviert hat. Als Haegeum-Solistin hat sie Konzerte mit dem KBS-Sinfonieorchester, dem Ensemble TIMF und dem Busan National Gugak Center gespielt und ist bei führenden Festivals in Ländern wie Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien, Japan aufgetreten. Darüber hinaus wurden ihre Werke als künstlerische Leiterin im Rahmen des Seoul Performing Arts Festival und der Reihe Arts Council Korea Selected New Work ausgewählt und produziert.

Cathy Milliken (Oboen, Rezitation) - Cathy Milliken studierte Oboe und Klavier in ihrem Heimatland Australien. Sie war Gründungsmitglied des Ensemble Modern bis 2007 und arbeitete eng zusammen mit Künstlern wie György Ligeti, Karlheinz Stockhausen, Pierre Boulez, Fred Frith and Frank Zappa. Sie gründete die Komponisten-Gruppe HCD-Productions zusammen mit Dietmar Wiesner und Hermann Kretzschmar. Seit 1990 komponiert sie Musiktheater-, Instrumental- und Kammermusikwerke, Hörspiele, Installationen, Theater- und Filmmusik. Auftraggeber sind namhafte internationale Festivals, Orchester und Ensembles und erhielt mehrfach Preise. Partizipative Kompositionen und Projekte sind ein zentraler Bestandteil ihrer Arbeit. Von 2005 bis 2012 leitete sie die Education Abteilung der Berliner Philharmoniker und führte dort auch eigene Projekte auf. 2018 bis2020 ist sie Associate Composer für das Adelaide Symphony Orchester. Derzeit promoviert sie zum Thema “Kollaboratives Komponieren” an der Griffith Universität Queensland, Australien. Sie lebt in Berlin.

Elke Moltrecht (Management, Ensembleleiterin)
Elke Moltrecht studierte Musikwissenschaft an der Humboldt Universität Berlin, arbeitete bei den Verlagen Breitkopf & Härtel, Hofmeister und Deutscher Verlag für Musik, im Bosehaus/Bachmuseum in Leipzig und ist Mitbegründerin des Heinrich-Schütz-Haus Bad Köstritz. Elke Moltrecht leitete den Musikbereich im Podewil – Zentrum für aktuelle Künste, das Ballhaus Naunynstraße, das Projekt “Musik sehen” des Humboldt Lab Dahlem und als Geschäftsführerin das Netzwerk Neue Musik Musik 21 Niedersachsen und die Akademie der Künste der Welt in Köln. Zu ihren Arbeitsschwerpunkten gehören transtraditionelle musikalische Praxis und Forschung, Konzertformate und kosmopolitisches Kuratieren. Sie etablierte internationale und interdisziplinäre Festivals und Programme, in denen sie Musik in ungewöhnliche thematische Zusammenhänge verbindet, veröffentlicht in Fachzeitschriften und ist Mitglied maßgeblicher nationaler und internationaler Jurys und Vorstände. Aktuell arbeitet sie als Kuratorin, Produzentin und Beraterin in Berlin.

Deniza Popova (bulgarischer Gesang) - Deniza Popova singt, was sie erforscht! Sie wurde in Bulgarien geboren und ist in Norddeutschland aufgewachsen. In Berlin studierte sie Gesang an der Hochschule für Musik Hanns Eisler, anschließend Musikwissenschaft, Musikethnologie und Bulgaristik an der Humboldt-Universität und Freien Universität Berlin. Sie promovierte über Authentizität, Medialität und Identität „authentischer bulgarische Musiken“. Über 15 Jahre arbeitet sie mit dem russisch-ukrainische Ensemble Polýnushka. In der bulgarischen Kirche praktiziert sie die alte byzantinische Kirchenmusiktradition. Sie engagiert sich für kommunikative musikalische Ereignisse und innovative Wege. Sie unterrichtet in Kombination aus wissenschaftlicher und künstlerischer Arbeit an Universitäten, Hochschulen und breitenwirksam in der Musikpädagogik in Deutschland und Bulgarien.
Farhan Sabbagh (Ud, Riqq)

Der in Syrien geborene Farhan Sabbagh gehört zu den sehr wenigen der zur Zeit lebenden Ud-Virtuosen. Außerdem ist er Komponist und Meister arabischer Perkussion. Bei seinem Vater und Großonkel, später in Damaskus und Kairo, studierte er Musik und Komposition. 1981 wurde er vom Internationalen Institut für traditionelle Musik (UNO) eingeladen, die arabische Musik in Europa zu präsentieren. Seitdem lebt er in Berlin und wirkte an vielfältigen Projekten mit internationalen Musikern mit und gründete mehrere Ensembles. Berufsmusiker bilden sich gezielt bei ihm weiter. Er blickt auf viele Konzertreisen weltweit und zahlreiche internationale LPs und CDs zurück.
Gregor Schulenburg (Flöten, Duduk, Shakuhachi)

Gregor Schulenburg ist Interpret, Performer und Community Musician: Querflöten, Duduk und Kyotaku (japanische Bambusflöte). Studium am Koninklijk Conservatorium Den Haag; Stipendiat der Internationalen Ensemble Modern Akademie. Gründungsmitglied des Musikerkollektivs MAM. manufaktur für aktuelle musik und Gastmusiker des Ensembles Modern. Auf Festivals und anderen Bühnen unterwegs, verheiratet und Vater von zwei Jungs. Neben seiner Arbeit als Interpret/ Performer arbeitet er im Bereich Community Music und ist seit 2019 Trainer der Friedensorganisation „Musicians without Borders“. Seit 2015 ist er ein Artistic Leader für Ethnocamps von Jeunesses Musicales (Ethno Germany, Ethno India) und zwischen 2017 und 2019 war er Projektleiter und Dozent für die daran orientierte Pilotfortbildung ETHNOLeader in Stuttgart und Mannheim.

Ravi Srinivasan (Tabla, Schlagzeug, Khayal-Gesang, Pfeifen) - Ravi Srinivasan, in Singapur geboren, spielt Tabla, Tabla Tarang und Percussion, singt und pfeift. Er wuchs in einer anglo-indischen Familie in Malaysia auf und lernte zunächst klassische westliche Musik auf der Geige. Er arbeitete in Malaysia und England als Orchestermusiker, kam später zum Jazz, begann zu komponieren und studierte Tabla bei Kamalesh Maitra in Berlin. Seine Bühnenpräsenz und Sensibilität und sein weiter musikalischer Horizont machen ihn zu einem ungemein vielseitigen und kreativen Musiker. Ravi Srinivasan gastierte in den USA, Russland und Malaysia und bei bedeutenden Festivals in Europa und in Indien. Er spielt in verschiedensten Jazz-, Folk- und Weltmusikformationen, u. a. mit Abrasaz, Midnight Court, Hypno Theatre, Dotschy Reinhardt, Soname Yangchen und Injun Biscuit Factory, begleitet indischen Kathak-Tanz und Raga-Musik und wirkt in Musiktheaterproduktionen mit.

Wu Wei (Sheng, Erhu) - Der Sheng-Virtuose Wu Wei hat das alte Instrument zu einer innovativen Kraft in der zeitgenössischen Musik entwickelt. Als Solist konzertierte er mit den weltweit führenden Orchestern, Ensembles und Dirigenten und in renommierten internationalen Festivals. Er hat mehr als 400 Werke, darunter 20 Konzerte für Sheng und Orchester uraufgeführt. Wu Wei ist auch Komponist für die Sheng und erhält dafür Kompositionsaufträge. Er studierte an der Musikhochschule in Shanghai und an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin und war Professor am Musikkonservatorium in Shanghai. Er ist Preisträger u. a. des Deutschen Musikwettbewerbs Musica Vitale, des German Global Root Prize und des Preises der Deutschen Schallplattenkritik. Wu Wei produzierte zahlreiche CDs und DVDs.

Gebrüder Teichmann (Plattenspieler, Klangobjekte, Live-Elektronik) - Mit viel Begeisterung verstehen es die Gebrüder Teichmann, temporäre Räume zu schaffen, in denen sich Musikerinnen und Musiker unterschiedlicher Kulturen begegnen können, um gemeinsam neue Musiken zu erschaffen. Musikalisch geprägt wurden Hannes und Andi Teichmann schon in ihrer Kindheit in privaten Jazzclub der Eltern bei Regensburg, der Bühne bis hin zu indischer und afrikanischer Musikern bot. Nach der eigenen Kinderpunkband Totalschaden hat sie die aufkeimende elektronische Club-Kultur im Berlin der 1990er Jahre in ihren Bann gezogen: Techno-Clubs und Raves als Orte, an denen tradierte Gesellschaftsnormen keine Rolle mehr spielen sollten, sich jeder ausprobieren konnte und alles möglich war und auf dessen Tanzflächen sich Berliner*innen aus West und Ost auf Augenhöhe trafen. An diese gelebte Utopie knüpfen die beiden Brüder an wenn sie in Kenia, Sri Lanka, Mexico, Pakistan oder Indien eine Gruppe ausgewählter Musiker/innen zu temporären Soundcamps laden oder an den unkonventionellen Schnittstellen von zeitgenössischer, experimenteller oder traditioneller Musik forschen. Als Livemusiker suchen sie die organische und direkte Verschränkung von analoger Elektronik und Akustik. Ihre Kooperationen reichen von Ensemble Modern bis Joachim Irmler (Faust). Ihr Label NOLAND bündelt ihren Weg vom Underground zum Interground. Sie erhielten den Kulturförderpreis ihrer Heimatstadt Regensburg. Projekte wie Fieldlines,Ten Cities, BLNRB, Soundcamp South Asia, Mondmaschine, Karachi Files haben sie mit kuratiert.

Yoo Hong (Daegeum, Changgu) - YOO Hong ist als Solist tätig und dehnte sein musikalisches Betätigungsfeld auf Europa und Asien aus. Seine Darbietungen sind von ausgezeichneter Musikalität und Ausstrahlung geprägt und umfassten die traditionelle koreanische Musik, zeitgenössische Musik und Improvisation. Er wurde zu vielen wichtigen internationalen Musikfestivals eingeladen, darunter das Festival Klangspuren (Österreich), das World Minimal Music Festival (Holland), das China Shanghai International Arts Festival (China) und das Tongyeong International Music Festival (Südkorea). In letzter Zeit arbeitet er als Künstler für das WhatWhy Art, ein kreatives Kunstproduktions- und -ensemble, das sich auf die Schaffung neuer zeitgenössischer koreanischer Kunst konzentriert.

Zhao Lucy (Pipa, Guqi , Duduk, Mundharfen, Elektronik) - Zhao Lucy, geboren in Peking, spielt die chinesische Schalenhalslaute und die Griffbrettzither Gupin. Anlässlich der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2008 in Peking trat sie als Mitglied des Pipa Orchesters auf. Am China Conservatory studierte Zhao Lucy Music Performance (Bachelor) und nahm an Orchestertourneen in die USA, Südkorea und zahlreiche chinesische Städte teil. Ihr Abschlusskonzert gab sie im Sommer 2015 in der Peking-Oper Theater Zhengyici. Seit 2016 lebt sie in Europa und wirkte seitdem aktiv in verschiedenen Ensembles und Orchester wie zum Beispiel dem KlangForum Heidelberg und dem Ensemble XX. Jahrhundert mit und trat in Sessions für freie Improvisation auf. Als Solistin gab sie 2018 und 2019 unter anderem Konzerte im Alten Rathaus sowie im Mozarthaus Wien.


Cast & Crew

Regie
Uli Aumüller
Kamera
Sebastian Rausch
Produktionsleitung
Elke Moltrecht
Musik
Cathy Milliken