58 Dunkelblau

Boy meets Girl - die Geschichte ist denkbar einfach...

Die Geschichte ist denkbar einfach - und folgt dem: Boy meets Girl - Schema. Ein Mann zieht sich in eine Hütte zurück, um dort in Ruhe schreiben zu können. Aber die Anrufe seiner eifersüchtigen Frau holen ihn ein - irgendetwas muss zuvor passiert sein zwischen den beiden. Ist´s eine nächtliche Phantasie, ein Traum oder eine reale Begegnung: Es folgt ein langer, pausenloser Monolog der Frau, der die Liebe zu diesem Mann, und die Macht der Liebe im Allgemeinen beschwört. Aber warum spricht sie ihren Freund als verborgen und namenlos an? Warum antwortet er nicht? „Horch, da ist die Stimme meines Freundes!“, sagt sie. Aber wo ist er eigentlich? Wo verbirgt er sich und warum? Man könnte auch sagen, ihr Text sei eine Beschwörung der Natur, deren Geräusche den Text orchestrieren, bis die Natur ihre Stimme erhört. Die Frau die Stimme der Natur – und die Natur die Stimme der Frau. Ein seltsamer Text, der als ein Mesostichon über das Hohelied geschrieben wurde.
Im dritten Teil des Hörspiels erkennen die beiden einander, Mann und Frau, ein Porno für die Ohren - jedenfalls behauptet das die Musik - aber der Text erzählt genau das Gegenteil. Wie es überhaupt nicht wirklich klar wird, wer wann mit wem in diesem Hörspiel redet: Mann und Frau oder Himmel und Erde? Sulamith und Salomon oder der Hl. Antonius, der in seinen Schriften eine mythische Sybille halluziniert? Geht´s um die Magie der Sprache oder die Stimme der Geräusche. Jedenfalls kann selbst das einfachste Schema (boy meets girl), einmal in Gang gekommen, ungeheuer kompliziert werden - wie im richtigen Leben.

Visualisierte Fassung

Die visualisierte Fassung von Dunkelblau zeigt Bilder einer winterlichen Wanderung durch die Wälder Vorpommerns. Eigentlich die falschen Bilder – zur falschen (Jahres-)Zeit am falschen Ort. Denn die Erzählung des Hörspiels ereignet sich an einem Meeresstrand – und die Geräusche zeigen den Frühling oder Frühsommer an. Aber die kahlen Erlen- und Buchenhaine, die schneebedeckten Fichten und Kiefern, die halbgefrorenen Bäche und Seen lassen freien Raum für die Phantasie der Zuhörer. Sie rhythmisieren, aber sie kommentieren nicht. Während vieler solcher Wanderungen ist dieses Hörspiel entstanden, als eine Phantasie frei schweifender Gedanken, ehe es aufgeschrieben wurde – bei Letschin im Oderbruch, wo auch Theodor Fontane eine Zeit lang lebte. Die Mischung und die Komposition der Musik erfolgte in Montréal – die Sprachaufnahmen am Ostseestrand, in den Gärten des Grand Hotel Kempinski in Heiligendamm.

Skript

Mesostichon

Kritik Süddeutsche Zeitung

Diese Produktion kann als CD zum Preis von 12,80 € bei der inpetto filmproduktion bestellt werden. Bitte schreiben Sie eine mail an: bestellungen@inpetto-filmproduktion.de



Cast & Crew

Regie
Uli Aumüller
Musik
Christian Calon